Schon als Kleinkind begleitete Karli seinen Opa, Dr. Karl Auinger, der sich seit vielen Jahrzehnten als zoologischer Leiter und Tierarzt um das Wohl der Tiere im Tierpark Stadt Haag sorgt. Viele Erlebnisse bei und mit den Tieren haben Karli sehr geprägt. In den Jahren 2020 und 2021 absolvierte er in den Sommerferien ein Praktikum in der Tierarztpraxis seines Opas in St. Valentin. Im Zuge dieser Tätigkeit waren die beiden auch täglich im Tierpark Stadt Haag tätig und Karl war am meisten von den Leoparden fasziniert. Dr. Karl Auinger hat bei seinen vielen Afrikareisen, die in oftmals auch in sein Lieblingsland Namibia geführt haben, viele verschiedene Tierreservate in Nationalparks besucht, um sich mit den dortigen Tierärzten und Forschungsstationen auszutauschen.
Im Jahr 2014 durfte Karli seinen Opa nach Namibia begleiten, um ein Leopardenprojekt zu finalisieren. Als die beiden am 24. November – es war zugleich Karlis 10. Geburtstag – nach Österreich zurückkamen, kam die China-Leopardin Namira im Haager Tierpark zu Welt. 4 ½ Jahre später brachte sie selbst ein gesundes Leopardenpärchen zur Welt. Diese beiden Jungtiere leben mittlerweile im Zoo Zagreb und Zoo Pilsen und haben erfreulicherweise dort bereits für Nachwuchs gesorgt.
Am 19. Dezember 2020, beobachteten der zoologische Leiter Dr. Karl Auinger und die Tierpfleger, dass Namira kurz vor der Geburt stand. Mehrmals fuhr Dr. Auinger im Laufe des Nachmittags in den Tierpark, um möglichst unauffällig ihr Verhalten zu beobachten. Diese Tiere sind hochsensibel gegenüber Störungen vor und nach der Geburt. Sie legen ein Fehlverhalten an den Tag und nehmen bspw. ihre Jungen nicht an. Um 19 Uhr entschloss er sich für einen Kaiserschnitt bei Namira – um 20 Uhr lag sie auf dem Operationstisch!
Dabei stellte sich heraus, dass ein übergroßes totes Junge den Geburtskanal blockiert hat. Sie hätte dieses nie zur Welt bringen können und wäre ohne diese Operation daran gestorben. Zwei weitere Jungtiere konnte er noch lebend entbinden, sie waren aber durch die Intoxikation sehr schwach und überlebten nicht. Die Operation gestaltete sich sehr schwierig! Dr. Karl Auinger wollte das Leben von Namira unbedingt retten und dabei den Uterus (Gebärmutter) möglichst wenig beschädigen und erhalten.
Ein sehr großes Risiko eines solchen Eingriffes bei Großkatzen ist, dass eine Nachsorge wie Fiebermessen, Wundmanagement, nicht möglich ist. Das Tier müsste jedes Mal in Vollnarkose gelegt werden und dies wäre eine lebensbedrohliche Belastung.
Zur Freude der gesamten Tierparkmannschaft erholte sich Namira überraschend schnell und ohne Komplikationen. Ob sie wieder trächtig werden bzw. eine normale Geburt haben würde, war nicht abschätzbar. Und dann geschah das Wunder! In der Nacht vom 11. auf den 12. Mai 2021 brachte Namira zwei gesunde weibliche Leoparden ohne Komplikationen zur Welt.
Wieder beweist sie ihre besten mütterlichen Qualitäten und die beiden Jungtiere entwickeln sich prächtig! Ein Jahr später, im Mai 2022, bekam das erste dieser beiden Leopardenmädchen den Namen „Joker“. Opa Karl überraschte nun seinen Enkel Karli mit dem Geschenk, dem zweiten Leoparden-Kätzchen einen Namen geben zu dürfen.
Am Sonntag, 20. November 2022, fand die Namensgebungsfeier statt. Der Namensgeber Karli wurde von seiner Familie, den Großeltern und Verwandten begleitet. Sonniges und kaltes Wetter herrschte an diesem Tag.
Karli begab sich auf die Suche nach einem Namen auf dem Herkunftskontinent dieser Tierart und wurde im Japanischen fündig. Karl Gmeiner aus St. Valentin entschied sich für den Namen „Hinami“. Er erachtete ihn für sein Patentier als passend, auch wenn der Name nicht aus China stammt.
Diese im Tierpark Stadt Haag lebenden Leoparden – Unterart der China-Leoparden gehören zu einer stark bedrohten Tierart. Laut Weltnaturschutzorganisation IUCN leben knapp 500 Tiere in nördlichen Regionen Chinas. Erfreulicherweise hat sich in der Natur der Bestand in den vergangenen 10 Jahren etwas erholt. Den Grund für die Erholung der Leopardenpopulation im Norden Chinas sehen Wissenschaftler in erfolgreichem Naturschutz. Jahrzehntelang wurden dort Wälder abgeholzt, um Landwirtschaften zu betreiben. Doch seit etwa fünf Jahren wird das Plateau wieder aufgeforstet. In der Folge kehrten zuerst Wildschweine und Hirsche zurück und dann auch die Leoparden, die diese Tiere fressen.
Der 18-jährige junge Namensgeber Karl erhielt von der Tierpflegerin die Gelegenheit, sein Patentier und auch die Artgenossen füttern zu dürfen. Mit allergrößter Vorsicht erfüllte er diese Aufgabe.
Herbert Stoschek vom Tierpark Stadt Haag dankte dem Enkelsohn des zoologischen Leiters für die Namensgebung der China-Leopardin und überreichte die Namensgebungsurkunde und Jahrespatenschaftsurkunde.
Seine Schwester Greta, die selbst Namensgeberin des Erdmännchens „Cala-Hari“ war – das Tier ist bereits verstorben – und des Edel- oder Baummarders „Finni“ ist, übernahm die schöne Aufgabe vor der versammelten Familie den Inhalt der Namensgebungstafel vorzutragen.
Zur Information für die Tierparkbesucher übernahm Karli Gmeiner die ehrenvolle Aufgabe, seine Namensgebungstafel vor der Leoparden-Anlage anzubringen und ließ gemeinsam mit den Gästen dieser Feier sein Patentier hochleben.